Sonntag, 30. November 2008

Schuhputzer


Nur noch wenige Stunden in Lateinamerika. Gestern wurde einem Bischof noch ein Besuch abgestattet. Eine der Fragen, die besprochen wurde: Hat es die katholische Kirche vermocht, mit der Kultur Lateinamerikas eine Symbiose einzugehen? Oder sind es die zahlreichen evangelikalen Sekten, die dies in nur 20 Jahren geschafft hätten?

Absehbar ist: Lateinamerika wird in Zukunft wie alle anderen Teile der Welt auchvon einer zunehmenden Vielfalt an religiösen Strömungen und Ansichten bestimmt werden. Jedenfalls wird der Katholizismus weiter bestimmend sein. Auch wenn sich manches Vakuum nun zeigt, in das Sekten hineinstoßen - eine Annahme der Wirklichkeit zusammen mit einer weiteren Einsenkung des christlichen Glaubens in das Herz Lateinamerikas wird nur der katholischen Kirche gelingen, bei allen Spannungen, in denen sie steht. Glaube und Vernunft zu verbinden, dies wenigstens zu versuchen, ist anstrengender als manches andere Religionsevent. Vor allem muss die Kirche Kirche des Volkes, aus Peru für Peru, werden bzw. bleiben. Übrigens sind viele Bemühungen, die aus christlicher Nächstenliebe unternommen werden, gar nicht sichtbar, etwa die Förderung der Stadtteilarbeit durch katholische Hilfswerke, die nicht unmittelbar das katholische Bekenntnis berührt. Aber das zeigt nur: Es geht um das Wohl des ganzen Menschen.

Beeindruckt haben die peruanischen Misioneros, die den Glaubensimpuls aufgenommen haben und innerhalb Perus weitertragen möchten und dies auch tun. Sie wissen sehr gut, wie der katholische Glaube weitere Wurzeln schlagen kann. Und das fängt schon bei der Wahrnehmung des Alltäglichen an: Führen Schuhputzer auf den Straßen eine unwürdige Tätigkeit aus? Für Europäer ein zunächst ungewohnter Anblick. Es ist die Hoffnung, dass die katholische Kirche weiterhin die Kraft hat, dem geschundenen Kontinent zu dienen. Denn auf vielen Antlitzen scheint das geschundene Antlitz Christi.