Mittwoch, 26. November 2008

In Ventanilla - wo die Gemeinschaft der Kirche beinahe mit den Händen zu greifen war







Nach einem Mittagessen bei den Misioneros de la Reconciliación wird eine Schwesterngemeinschaft am Rande der Stadt besucht. Der Weg dorthin führt durch Wüste, dort gibt es nicht mehr als Steine und entstehende Siedlungen, oft nur Bretterhütten. Die Schwesterngemeinschaft sind Franziskanerinnen aus Vierzehnheiligen (Oberfranken), die hier ein Exerzitienhaus unterhalten. Zwei der Schwestern, Sr. Consilia und Sr. Salesia, stammen aus dem Bistum Regensburg, aus der nördlichen Oberpfalz und aus dem niederbayerischen Teil. Junge peruanische Schwestern sind mit ihnen.

Auf dem Weg zu den Misioneros de la Reconciliación in Ventanilla, in einem weit entfernten anderen Stadtteil, fällt die bedrückende Wirklichkeit der Riesenstadt - sie gleicht einem Koloss - einmal mehr ins Auge. Kilometerweit Siedlungen, die von ärmlichsten Wohnverhältnissen geprägt sind. Die Menschen wirken abgestumpft. Sie können dem dauernden Krach, Schmutz und der Gefahr nicht entfliehen. Jeder versucht durchzukommen, so wie er es kann.
Ventanilla ist eine junge Siedlung am Hang. Immerhin: Leuchten geben auf den Straßen Licht. Wichtiger Mittelpunkt der Siedlung ist die neue katholische Kirche, direkt davor blanker Sand, keine befestigten Straßen. Auch hier haben die Misioneros die Seelsorge übernommen. Das Geld für den gelungenen Kirchenbau - ein Plakat des Bischofs ist an der Front befestigt - stammt wie schon in Yerbateros aus Regensburg. Aber auch hier gilt, dass der Bischof alles andere als ein Unbekannter ist. Er, der vor vielen Jahren begann, die damals noch ganz junge Gemeinschaft zu unterstützen, trifft immer wieder auf junge Priester, deren akademischer Lehrer er in Peru war. Mit allen Menschen, darunter vor allem jungen Menschen, unterhält sich Bischof Gerhard Ludwig Müller fließend auf Spanisch.
Drei junge Ordensleute aus Peru legen während des Gottesdienstes ihre endgültigen Gelübde ab. Padre Felipe sitzt neben dem Bischof. Übrigens sind die Misioneros ein Orden, dem derzeit nur Peruaner angehören, und der sich um die Missionierung in Peru kümmert. Die Gemeinschaft der Missionare entwickelt sich sehr gut.
Nach dem bewegenden Gottesdienst, an dessen Ende zahlreiche Lebehochs ("Viva!") u. a. auf den Heiligen Vater in Rom ausgebracht worden sind, herrscht frohe Stimmung, die überdeutlich mit der bedrückenden Lebenswirklichkeit der Menschen kontrastiert. Der Bischof wird nicht müde, auf die Bedeutung der Solidarität und der Familie hinzuweisen. Die Menschen fühlen sich bestärkt, denn sie wissen, was die Familie für sie bedeutet. Am Ende drängt es viele Gläubige, mit Bischof Gerhard Ludwig buchstäblich in Berührung zu kommen. Sie strömen zu ihm und er segnet die Menschen, immer wieder segnet er die gerührten Menschen. Auch die zahlreichen Mitglieder der Gesangsgruppe der jungen Pfarrei kommen eigens und lassen sich gerne fotografieren. Die große Gemeinschaft der Kirche ist beinahe mit den Händen zu greifen.